DDG KI-Avatare für die Patientenaufklärung: Der Arzt, dem die Geduld nie ausgeht

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Eine hochentwickelte Technologie für die Medizin – mit dem unschlagbaren Vorteil, auch nach der zehnten Wiederholung der Patientenaufklärung noch freundlich zu lächeln.

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Zeitdruck, Sprachbarrieren, unklare Informationen: Die Patientenaufklärung im medizinischen Alltag steht vor massiven Herausforderungen. Auf der DDG Tagung 2025 präsentierte Valentina Busik ihren KI-Avatar, eine innovative Lösung auf Basis von Künstlicher Intelligenz, die das Potenzial haben, sowohl die Aufklärung als auch die initiale Patientenerfassung grundlegend zu verändern.

Ärzte haben oft nur wenige Minuten Zeit, selbst für komplexe oder beängstigende Diagnosen wie Krebs. Sprachbarrieren erschweren das Verständnis zusätzlich, und die Qualität der Aufklärung ist subjektiv. Viele Patienten fühlen sich überfordert, vergessen wichtige Informationen und suchen stattdessen online nach Antworten – oft bei unzuverlässigen Quellen wie "Dr. Google".

Hier setzen KI-Avatare an. Das Grundkonzept: Vorgefertigte, qualitätsgesicherte Erklärungsvideos, die von einem digitalen Avatar (z.B. im Aussehen des behandelnden Arztes) präsentiert werden. Diese Videos können Patienten auf Tablets im Wartezimmer oder per QR-Code zu Hause in ihrer eigenen Muttersprache und bevorzugten Geschwindigkeit ansehen – beliebig oft, was das Verständnis und die Compliance erheblich verbessern kann. Beispiele für solche Aufklärungsvideos wurden für Themen wie die Entfernung von Hautveränderungen (Promexzision) und Hautschutz vorgestellt.

Die Zukunft sieht interaktive KI-Avatare vor. Diese könnten auf Patientenfragen reagieren und komplexere Informationen verständlich aufbereiten. Dabei sind jedoch essenzielle ethische und technische Fragen zu klären, insbesondere der Datenschutz. Die Sorge vor der "Blackbox" KI, die unbeabsichtigt aus Patientendaten lernt und sensible Informationen preisgibt, erfordert sichere Datenserver, idealerweise in Deutschland, und strenge Kontrollen der KI-Funktionalität.

Erste Erfahrungen zeigen, dass Patienten die Technologie positiv annehmen. Für verzweifelte oder verunsicherte Patienten steht die Verfügbarkeit verständlicher Informationen im Vordergrund – unabhängig davon, ob diese von einem menschlichen Arzt oder einem digitalen Avatar kommen. KI-Avatare könnten auch helfen, Hemmschwellen abzubauen und Fragen zu beantworten, die Patienten im direkten Gespräch nicht stellen würden.

Das Potenzial der KI-Avatare geht über die reine Aufklärung hinaus. Busik schilderte ein System im Notaufnahme-Umfeld, bei dem ein KI-Avatar eine automatisierte Erstanamnese durchführt. Mittels Chat, Sensorik (Puls, Blutdruck) und sogar Kamerabildanalyse (Emotionen, Hautfarbe, bald auch Blutdruckmessung per Kopfbewegung) kann die KI erste Diagnosevorschläge liefern und den Arztbrief-Entwurf vorbereiten – eine erhebliche Entlastung und Beschleunigung des Prozesses.

KI-Avatare können als virtuelle Assistenten fungieren, die medizinische Informationen blitzschnell verarbeiten, übersetzen und patientengerecht aufbereiten. Sie versprechen, Zeit für Ärzte zu sparen, das Verständnis und Vertrauen der Patienten zu stärken und letztlich die Versorgungsqualität zu verbessern, indem sie eine Alternative zu ungesicherten Online-Informationen bieten. Ihre breite Einführung erfordert jedoch weitere klinische Studien und eine sorgfältige technische Implementierung unter Wahrung höchster Datenschutzstandards.

 

ssey/bvdd